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Ascheberger Hof

Südlich des Südringes an der Ecke zur Königstraße im Süden der Altstadt stand einst der Ascheberger Hof, von dem allerdings nur wenig bekannt ist. 1710 wird er bereits als baufällig beschrieben, 1788 stürzte er endgültig ein und wurde nicht wieder aufgebaut. Gerettet wurden aber der Reliefstein mit dem Reiterbild Bernhards des Guten, das sich heute im kleinen Sitzungssaal des Rathauses befindet, und ein Wappenstein mit dem Familienwappen, das später in den Giebel des Hauses Schloßstraße 1a eingelassen wurde, inzwischen aber stark verwittert ist.

Heute befinden sich an dieser Stelle  Wohnhaus und Werkstatt der ehem. Glaserwerkstatt Becks und direkt westlich anschließend das Wohnhaus der Familie Slotmann. Das Beckssche Haus wurde 1833 erbaut von Bernhard Becks und dessen Frau Anna Maria Homann aus Laer. Neu durchgebaut (neue Front, Ausbau des Dachgeschosses mit Errichtung des Zwerchhauses) wurde dies Haus im Jahre 1904 von Heinrich Bernard Becks (Sohn des oben genannten, bedeutender Glasmaler, schuf viele Kirchenfenster im Bistum Münster, auch für die St. Gertrudis Kirche) und dessen Frau Franziska Hunke. Dadurch erhielt das Obergeschoss eine Reihe von Schlafzimmern. Die Haustür aus dieser Zeit ist reich geschnitzt, die aufwendige Farbverglasung zeigt das handwerkliche Können dieses Glasermeisters.

Gegenüber an der Königstraße steht eines der wenigen klassizistischen Häuser in der Stadt. Er wurde von Dr. med. Heinrich Overhage ab Ende November 1895 errichtet. Die Fertigstellung erlebte Dr. Overhage nicht, er starb 1896. Danach ging das Haus in den Besitz der jüdischen Familie Sally Rose über. Die wiederum verkaufte es 1921 an Samuel und Johanna Eichenwald, ebenfalls Mitglieder der jüdischen

Gemeinde in der Burgmannstadt. Sie bauten den im Haus vorhandenen kleinen Pferdestall mit Tenne zu Wohnräumen um und errichteten zugleich einen großen Pferdestall neben diesem Gebäude an der Königstraße. Dieser ehemalige Pferdestall ist das heute benachbarte Wohnhaus.

Wegen des Nationalsozialismus siedelte Samuel Eichenwald nach Almelo/Niederlande über. Sein Sohn Karl und dessen Ehefrau Grete, geb. Seligmann, und deren Kinder blieben in Deutschland und wohnten hier bis zur Deportation am 6. Juli 1939 ins sog. Judenhaus in Burgsteinfurt, am 27. Januar 1942 ins Ghetto nach Riga. Dort begann eine Odyssee durch verschiedene Todeslager. Nur Grete Eichenwald überlebte den Holocaust. Stolpersteine im Pflaster erinnern daran. Am 30. Juli 1945 meldet sie, die als Einzige der Horstmarer Juden das KZ überlebt hat, sich wieder in Horstmar an und wohnte seit dem 1. November 1945 wieder in der Königstraße. Im Februar 1948 siedelt sie nach Chile über. Das Haus wurde 1951 wieder an Margarete Davids, verw. Eichenwald, als Eigentum nach zurückübertragen. Sie verkaufte es dann im August 1954. Schließlich erwarb es 2005 Dr. Reinhard Stahl, der es aufwändig renovierte und darin ein Gesundheitszentrum einrichtete.

Wappenstein mit einem Reiter-standbild Bernhards des Guten.

Ausschnitt aus der Urkarte der Stadt –Exemplar im Kreisarchiv; zeigt schon die jetzig Bebauung der Ecke Königstraße-Südring

Eckhaus Königstraße/Südring.

Haus Eichenwald und rechts davon der ehemalige Pferdestall.

Stolpersteine vor Haus Eichenwald.