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Windmühle auf dem Schöppinger Berg in den 1930er Jahren.

Windmühle und Müllerhaus in den 1930er Jahren.

Mühle heute nur noch Stumpf.

Bis in die 1990er Jahre war der Schöppinger Berg vor allem ein gern besuchter „Aussichtspunkt“, von dem man bei klarem Wetter nach Norden bis zum Lingener Kraftwerk, nach Osten bis zum Teutoburger Wald mit dem Ibbenbürener Kraftwerk und nach Süden bis nach Münster mit den Bettentürmen des Universitätsklinikums schauen kann. Seitdem wird er zusätzlich geprägt durch eine große Zahl moderner Windenergie-Anlagen. Beides ist die Folge seiner Struktur, nämlich einem gut drei Kilometer langen und knapp zwei Kilometer breiten Bergrücken mit einem ausgeprägten Plateau, der von Horstmar aus nach Nordwest verläuft und sich fast 70 Meter über der ringsherum gelegenen Ebene erhebt. Allein seine Ausrichtung von Südosten nach Nordwesten ergibt eine optimale Lage für die Anordnung von Windenergieanlagen, da der Wind bevorzugt aus Südwesten weht. Die Windverhältnisse sind am Schöppinger Berg fast so gut wie an der Nordseeküste.

Diese besonders günstigen Windverhältnisse am Schöppinger Berg werden schon sehr lange genutzt, denn schon 1370 ist hier die erste Windmühle bezeugt. In der Chronik der Bischöfe von Münster heißt es, dass Fürstbischof Florenz von Wevelinghoven (1364 -1378) in Horstmar eine Wind- und eine Wassermühle wieder aufbaute (1370). Er hatte nämlich das Stift verwüstet vorgefunden. Diese Verwüstungen waren durch das Magdalenenhochwasser von 1342, einer verheerenden Überschwemmungskatastrophe, erfolgt. Es handelt sich dabei um die Windmühle auf dem Schöppinger Berg. Aus der älteren Geschichte dieser Mühle ist bis jetzt nur bekannt, dass sie am 12. Oktober 1603 durch einen Gewittersturm zerstört, aber sofort danach von der fürstbischöflichen Regierung wieder aufgebaut wurde.

Die erste Windmühle auf dem Schöppinger Berg und auch die 1603 wieder errichtete Windmühle waren Ständer- oder Bockwindmühlen. Wann dann hier eine Holländerwindmühle errichtet wurde bzw. wann die Mühle errichtet wurde, von der der Stumpf noch heute erhalten ist, ist nicht bekannt. Bereits 1927 wurde die Mühle stillgelegt, die Konkurrenz der Wessingschen Dampfmühle an der Krebsstraße war zu groß. 1944 beschädigte ein Blitzschlag das Bauwerk erheblich, so dass 1946 die ganze Mühlenkappe entfernt und der Mühlenturm mit einer Holzplatte mit Gussasphalt auf Teerpappe abgedichtet wurde. Später wurde dann leider auch die gesamte innere Mühlentechnik ausgebaut und das verbliebene Bauwerk als Stall genutzt

Doch dies war nicht die einzige Windmühle auf Horstmarer Gebiet. Die erhebliche Verbesserung der Getreideerträge ab der zweiten Hälfte es 19. Jahrhunderts führte zum Ausbau der vorhandenen, z. B. der Wassermühlen am Leerbach, und zum Neubau weiterer Mühlen. So bauten Schleutker und Brunstering 1859/60 auf dem Darfelder Hügel an der Straße an der Zufahrt zum Hofe Börsting eine Holländerwindmühle mit zwei Mahlgängen und einem Graupengang. Allerdings sind nur die Bauzeichnung und Lageplan überliefert, denn wohl schon 1878 wurde das Gewerbe dieser Mühle wieder abgemeldet.

  1. die Kornwassermühle mit zwei Mahlgängen und Ölschlag,
  2. die Kornwindmühle ebenfalls mit zwei Mahlgängen,
  3. das neu erbaute Müllerhaus nebst Garten und 6 Scheffel Gesae Ackerland

vom 22. Januar 1885 ab an den Müller Johann Schmedding aus Havixbeck.

Der Ölschlag ist aber nach 1885 nicht mehr lange in der Kornwassermühle betrieben worden sein, denn Ende des 19. Jh.s wurden zahlreiche Teiche für eine Forellenzucht neben dem Oberwasser ausgehoben und wurden in die Mühle in der einen Gebäudehälfte ein Fischaufzuchtbecken und weitere Becken für verkaufsfertige Fische eingebaut. - Die „Forellenzucht Janningsquelle“ in Leer wurde aber bald eingestellt, nachdem Janning 1905 auf einen Hof in Stevede bei Coesfeld einheiratete. Schmedding hatte weiterhin die Mühle mit Müllerhaus gepachtet und der Hof wurde anderweitig verpachtet. Die Teichanlagen sind aber größtenteils bis heute erhalten geblieben und werden derzeit von einer Anglergruppe intensiv genutzt; Fischreiher und Kormorane helfen allerdings kräftig mit. Und in trockenen Sommern ist auch der Sauerstoffgehalt im Wasser für die Fische problematisch.

Bauzeichnung der Mühle von Schleutker & Brunstering.


Schmeddings kombinierte Wind-/Wassermühle um 1900


Schmeddings Doppelmühlen-Anlage. Wind-/Wassermühle ab 2000


Windenergie-Anlagen auf dem Schöppinger Berg.


Schmeddings Doppelmühlen-Anlage. Wind-/Wassermühle und Ölmühle


Bauzeichnung der Mühle von Janning auf dem Esch.


Windmotor auf dem Hof Franz Hanhues in Leer-Haltern um 1950


Windmühle und Windturbine.

Doch dies war nicht die einzige Windmühle auf Horstmarer Gebiet. Die erhebliche Verbesserung der Getreideerträge ab der zweiten Hälfte es 19. Jahrhunderts führte zum Ausbau der vorhandenen, z. B. der Wassermühlen am Leerbach, und zum Neubau weiterer Mühlen. So bauten Schleutker und Brunstering 1859/60 auf dem Darfelder Hügel an der Straße an der Zufahrt zum Hofe Börsting eine Holländerwindmühle mit zwei Mahlgängen und einem Graupengang. Allerdings sind nur die Bauzeichnung und Lageplan überliefert, denn wohl schon 1878 wurde das Gewerbe dieser Mühle wieder abgemeldet.

Auf dem Gebiet des Dorfes Leer gab es am Nordrand des Schöppinger Berges zwei Windmühlen:

Vom Zeller Wilming wurde 1848 anstelle einer kleinen Wassermühle eine kombinierte Wind-und Wassermühle errichtet mit zwei Mahlgängen und einer Ölpresse. Bald danach wurde auf der gegenüberliegenden Seite des Leerbaches eine einstöckige Ölmühle mit eigenem Wasserrad und hohem Satteldach erbaut und die Ölpresse dorthin gebracht. Um 1908 verlor die Getreidemühle ihre Flügel. Sie wurden nicht wieder ersetzt, sondern stattdessen eine Dampfmaschine als zusätzlicher Antrieb erworben und dafür ein Motoren“-Haus als einstöckiges Gebäude errichtet. Am 8. Januar 1928 wurde der gesamte Windmühlenteil vom Sturm herabgerissen. Danach wurde das Mauerwerk oberhalb der Galerie auf ein volles Geschoss erhöht und mit einer Betondecke versehen. In den 1930er Jahren wurde im Motorenhaus an Stelle der Dampfmaschine zunächst ein Dieselmotor installiert, später ein Elektromotor. Seit den 1970er Jahren war die Mühle kein Gewerbebetrieb mehr, sondern es wurde nur noch für die eigenen Schweine Getreide geschrotet bis Anfang der 1980er Jahre. 1993 wurde sie vom Förderverein Technischer Denkmäler - 2004 in Mühlen- und Heimatverein Leer umbenannt - in Erbpacht genommen und restauriert.

1858 wurde vom Zeller Janning am Dorfe Leer auf dem Esch eine Holländerwindmühle mit zwei Mahlgängen errichtet, da für den inzwischen gestiegenen Bedarf an Mahlleistung die Wassermenge des Leerbaches für die am Hofe befindliche Wassermühle nicht mehr reichte. Von dieser Windmühle existieren noch der Lageplan und die Bauzeichnung und auf einer Postkarte von Leer eine vereinfachte Zeichnung. Sie ist nämlich schon vor dem 1. Weltkrieg stillgelegt und abgebrochen worden.

1922 errichtete der Landwirt Franz Hanhues in Leer-Haltern einen Windmotor der Sächsischen Stahl-Windmotoren-Fabrik G. R. Herzog GmbH, Dresden, mit dem mittels einer Transmission vom Fuß des Windmotors bis in die Tenne verschiedenen Maschinen auf dem Hof angetrieben wurden. Später wurde auch noch ein Generator zur Erzeugung von 110 V Gleichstrom angeschlossen, der bei zu wenig Wind durch einen daneben stehenden Dieselmotor angetrieben wurde. 1940 wurde dieser vielflügelige Windmotor durch einen mit drei Rotorblättern (Propellerflügel) auf dreibeinigem Rohrgerüst ersetzt, bei dem durch eine Kopplung Rotor-Getriebe-Generator der Gleichstrom direkt im Kopfbereich erzeugt wurde. Dadurch wurde Energieverlust durch Reibung in den Lagern vermieden. Zur Sicherstellung einer dauernden Stromversorgung des Hofes waren im 2. Obergeschoss 60 Zellen einer Akkumulator-Anlage aufgestellt (60 Bleiakkumulatoren à 2 V liefern hintereinander geschaltet 120 V).

1924 hat der Glasmaler Becks an seinem Obsthof an der Straße nach Schöppingen nördlich der dort stehenden Windmühle eine Windturbine zum Wasserpumpen errichtet. Diese von ihm gebraucht gekaufte Windturbine hatte ein Windrad mit einem Durchmesser von fünfeinhalb Meter und wurde auf einem eisernen Turm errichtet, der bis zur Turbinenachse eine Höhe von siebeneinhalb Meter hatte.

Der große Ausbau der Windenergienutzung auf dem Schöppinger Berg erfolgte ab den 1990er Jahren. Im Rahmen der Förderung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien (Deutsches Stromeinspeisungsgesetz vom 7. Dezember 1990, BGBl. I S. 2633, Erneuerbare-Energien-Gesetzes vom 29. März 2000, BGBl. 2000) wurde festgelegt, dass die Energieversorgungsunternehmenden den Betreibern von Windenergieanlagen einen gesetzlich garantierten Preis für den ins öffentliche Netz eingespeisten Strom zahlen müssen. Außerdem wurde eine Abnahmepflicht gesetzlich gesichert. Schon im Mai 1992 gingen die ersten beiden 80 kW-Anlagen auf dem Schöppinger Berg ans Netz, im März 1995 kam eine 500 kW Anlage in der Nähe der Antonius-Kapelle hinzu und 1995 wurde auf dem Darfelder Hügel in der Nähe des Eppingschen Hofes eine 200 kW Anlage errichtet. 1996 errichtete Heiner Konert nahe des Hofes Rottmann zwei 500 kW Anlagen. Im Oktober 1998 entstanden im westlichen Bereich des Schöppinger Berges zwei weitere 500 kW Anlagen und im August 2000 gingen hier vier 1,5 MW Anlagen und eine 600 kW Anlage ans Netz. Schließlich wurden zwischen Dezember 2000 und Juni 2001 auf Horstmarer Gebiet fünfzehn 1,8 MW Anlagen fertig gestellt. Von den Konertschen zwei 500 kW Anlagen wurde 2002 eine ersetzt durch eine 1,8 MW Anlage (repowert) und drei der vier 1,5 MW Anlagen auf Schöppinger Gebiet wurden 2012/13 durch 2,3 MW Anlagen ersetzt (repowert).

Bei den jüngeren Anlagen handelte es sich bei jenen vier auf Schöppinger Gebiet um 1500 kW (= 1,5 MW) Anlagen der Firma Tacke (Enron Wind, heute GE Wind Energy) mit einem Rotordurchmesser von 77 Metern bei 96 Metern Rotornabenhöhe auf Stahlrohrmast (TW 1,5sl). Bei jenen auf Horstmarer Gebiet um 1800 kW (= 1,8 MW) Anlagen der Firma Enercon mit 70 Metern Rotordurchmesser bei 98 Metern Rotornabenhöhe auf Stahlbetonmast (ENERCON E-66/18.70) und bei den neuen 2300 kW Anlagen um solche der Firma Enercon mit 82 Metern Rotordurchmesser bei 108 Metern Rotornabenhöhe auf Stahlbetonmast (ENERCON E 82 E2). Diese große Höhe wurde gewählt, weil umfangreiche Untersuchungen an der Nordseeküste ergeben haben, dass eine Höhe von knapp 100 Metern eine Ertragssteigerung von etwa 20 Prozent gegenüber den Standardtürmen mit 67 Metern Nabenhöhe ergibt. Und in allen Fällen wurden 3-Blatt-Rotoren gewählt, denn Untersuchungen in Windparks mit Einblatt-, Zweiblatt- und Dreiblatt-Rotoren haben gezeigt, dass bei den hier im Binnenland zu erwartenden durchschnittlichen Windgeschwindigkeiten die Dreiblatt-Rotoren die größte Leistung bringen – je weniger Blätter die Rotoren haben, umso größer muss die durchschnittliche Windgeschwindigkeit sein, bei größerer Windgeschwindigkeit leisten sie aber auch mehr.